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Appell für eine europäische Mobilisierung gegen die Lissabon‐Strategie für Forschung und Bildung

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Der nächste Frühjahrsgipfel der Staats‐ und Regierungschefs der Europäischen Union wird am 19. und 20. März 2009 stattfinden. Auf der Tagesordnung dieses Europäischen Rates stehen vor allem die Evaluierung und Fortführung der im Jahre 2000 verabschiedeten Lissabon‐Strategie. Diese Strategie definiert, unter anderem, den politischen Rahmen zur « Modernisierung » der nationalen Forschungs‐ und Bildungssysteme in allen Mitgliedsstaaten (von der Grundschule bis zur Hochschule, lebenslanges Lernen, etc.).
Der erklärte Ehrgeiz, eine « Wissensgesellschaft » aufzubauen, ist zweifellos unterstützenswert – unter der Voraussetzung, dass Bildung und Forschung als öffentliches Gemeingut verstanden werden, dass der Zugang zu Wissen demokratisiert und Bürgerinnen und Bürgern eine kritische Analyse wissenschaftlicher und technischer Optionen ermöglicht wird. Die derzeitige Ausrichtung ist jedoch eine ganz andere : Sie reduziert das Projekt einer Wissensgesellschaft auf den Aufbau eines gemeinsamen « Wissensmarktes », dessen folgenschwere Konsequenzen man überall feststellen kann, sei es bezüglich der Einschränkung wissenschaftlicher Unabhängigkeit, der Schwächung des öffentlichen Forschungssystems, der verstärkten Einflussnahme von Unternehmen, der massiven Prekarisierung von Arbeits‐ und Studienbedingungen, der zunehmenden Ungleichheit im Zugang zu Wissen oder der Nichtbeteiligung von Bürgern an wissenschaftspolitischen Entscheidungen, die sie betreffen.



Seit einigen Jahren haben sich weitreichende Protestbewegungen von Studenten, Schülern, Lehrern, Wissenschaftlern, und anderen gesellschaftlichen Gruppen in Europa vervielfacht. Sie fordern einen öffentlichen Bildungs‐ und Forschungssektor, der nur mittels demokratischer Diskussion aufgebaut werden kann und der sich von der Unterwerfung unter die Gesetze des freien Marktes befreien muss.

Deshalb rufen wir die europäischen Bürger auf, in allen europäischen Ländern in der Zeit vom 18.‐20. März 2009 ihren Willen zu bekunden : in den Universitäten, in öffentlichen und privaten Forschungseinrichtungen, in Laboren, Hörsälen und auf der Straße,

- GEGEN die Vermarktung von Forschung und Bildung,

- GEGEN den allumfassenden Wettbewerb zwischen Bevölkerungen und Territorien,

- FÜR einen demokratischen und emanzipatorischen öffentlichen Bildungs‐ und Forschungssektor.




Die ersten Unterzeichner :

- Association pour la Taxation des Transactions pour l’Aide aux Citoyens – Attac

- Fondation Sciences Citoyennes

- Sauvons La recherche – SLR

- Sauvons L’Université – SLU

- Syndicat National des Chercheurs Scientifiques – SNCS

- Syndicat National de l’Enseignement Supérieur – SNESUP

- Union des Familles Laïques – UFAL